Wenig oder gar nichts wird über die Möglichkeit geschrieben, durch eine gezielte Auswahl von Lebensmitteln eine größere körperliche Widerstandskraft gegen Grippe oder Erkältungen aufzubauen. Prävention als Teil der Ernährung. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Impfung zum Schutz der Bevölkerung und insbesondere der alternden Bevölkerung.
Im Jahr 1990 wurde eine Studie (Grossarth-Maticek, 1990) über Kwas (oder Kvas oder Kvass) veröffentlicht, ein fermentiertes Produkt aus verschiedenen Brotsorten (häufig Roggen, aber auch Weizen und Gerste). Das Ausgangsbrot war Sauerteigbrot in Bio-Qualität. In der Antike war es nicht unüblich, Sauerteigbrot nur einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat zu backen. Jedes Dorf besaß einen Holzofen, in dem im Wechsel gebacken wurde. Laut Wikipedia ist der Verzehr von Kwas uralt und geht auf die alten Sowjetstaaten zurück. Im 16en Jahrhundert tranken die Menschen in Russland 200-250 Liter Kwas pro Kopf pro Jahr. Kwas konnte man bakteriell besser trauen als manchem Wasser. Kwas bedeutet so viel wie „gesäuertes oder saures Getränk oder vergorenes Getränk“. In Deutschland wird Kwas unter dem Namen „Brottrunk®“ der Firma Kanne vermarktet. Kwas wird auf der Grundlage der Fermentation mit Milchsäurebakterien hergestellt. Häufig wirken auch Hefen mit, wodurch ein leicht alkoholisches Getränk entsteht. Das Produkt ist offiziell alkoholfrei, da der gefundene Alkoholgehalt sehr gering ist. Kwas ist vergleichbar mit Kombucha (aus gesüßtem, gezuckertem Schwarztee) oder Wasser- oder Milchkefir, was die Getränke angeht. Der Kwas in der Studie wurde ohne Alkohol hergestellt und Brottrunk entstand nur durch Milchsäuregärung des Sauerteigbrots und des örtlichen Quellwassers. Nach Abschluss des Säuerungsprozesses wird das Getränk gefiltert und ohne weitere Erhitzung in Flaschen abgefüllt. Die Stabilität des Produkts wird teilweise durch den niedrigen pH-Wert (pH = 3,0) des Getränks erreicht.
Umfrage unter Erwachsenen
Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob der Brottrunk® bei der Vorbeugung von Grippe hilfreich ist. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 50 Jahre alt und wurden aus einer größeren Bevölkerungsgruppe ausgewählt, die im Jahr vor der Studie eine Grippe durchgemacht hatte. Es gab drei Gruppen: eine Kontrollgruppe, die nichts Zusätzliches erhielt, eine Gruppe, die täglich Kwas trank, und eine Vergleichsgruppe, die mit Hefetabletten angereicherten Gemüsesaft erhielt. Die Dauer der Studie betrug 90 Tage, und jede Gruppe umfasste 36 Personen, wobei die Anzahl der Männer und Frauen fast gleich war. Die Studie begann mit dem Beginn der Grippesaison 1989. Die Teilnehmer wurden wöchentlich befragt, füllten Fragebögen aus und wurden mit neuen Getränken versorgt. Somit kann die Studie als prospektive Studie bezeichnet werden. Die Studie war nicht verblindet, d. h. die Teilnehmer wussten, welches Produkt sie einnahmen. Der Schwerpunkt der Studie lag auf der Entwicklung von Grippe, Erkältungen und Infektionen, und damit verbunden auf der Frage, ob die Menschen wegen Krankheit zu Hause bleiben mussten. Anhand von Fragebögen und Bewertungslisten wurden der Krankheitsverlauf, die Müdigkeit und die Stimmung der Menschen erfasst.
Brottrunk® reduziert Grippe
Aus den veröffentlichten Tabellen wurden hier einige Diagramme erstellt. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Kwas-Effekte im Vergleich zur Kontrollgruppe hoch signifikant sind (P<0,01). Wenn man die vier Gruppen der bewerteten Symptome zusammenzählt (Auftreten von schwerer Grippe, leichter Grippe, starker Erkältung und anderen Infektionen), ergibt sich ein enormer Unterschied in der Summe der Auftretenshäufigkeiten über die 90 Tage (Abb. 1). Stellt man dem den Wert der symptomfreien Tage gegenüber, ergibt sich das gleiche Bild, allerdings in umgekehrter Reihenfolge.
Betrachtet man den eigenen Gesundheitswert auf einer Skala von 1 bis 10 (wie fit, müde fühle ich mich? Bin ich krank?), so beginnen alle Gruppen bei einem Wert von etwa 4,5 (Abb. 2). Die Veränderungen im Gesundheitswert zeigen, dass die Kwas-Gruppe einen zunehmenden Gesundheitszustand erfährt, der nach 40 Tagen sogar sein Maximum erreicht (6,5 – 6,9). Die beiden anderen Gruppen und insbesondere die Kontrollgruppe bleiben in ihren Werten praktisch unverändert. Die Bedeutung, die man aus Abbildung 1 und Abbildung 2 ableiten kann, ist sehr ähnlich und deutet darauf hin, dass der Verzehr von fermentiertem Brottrunk® die Abwehrkräfte und die Immunität verbessert und das Risiko von Grippe und Infektionen verringert.
Die Ergebnisse dieser Studie weisen allerlei Ähnlichkeiten mit den Ergebnissen auf, die wir nach dem Verzehr von Rohmilchkefir festgestellt haben (Baars et al., 2019). Auch in dieser Studie wurde auf der Grundlage der subjektiven Selbsteinschätzung festgestellt, dass sich die Menschen nach dem Verzehr von Kefir besser fühlten, vor allem, wenn ein schwaches Immunsystem und/oder chronische Probleme vorlagen. In der Studie von Grossart gibt es jedoch ein experimentelles Design, eine Vergleichs- und Kontrollgruppe und einen Fokus auf eine spezifische Krankheitsindikation, nämlich Grippe. Beide Studien rechtfertigen eine stärkere Beachtung des Wertes traditionell fermentierter Lebensmittel in Bezug auf die Krankheitsprävention. In Zeiten großer Gesundheitsprobleme, wie der Corona-Krise, aber auch ganz allgemein, stellt sich die Frage, ob nicht mehr Forschung zur Vorbeugung von Krankheiten, zur Umkehrung unserer Wohlstandskrankheiten und zur Einsparung von Gesundheitskosten betrieben werden könnte.
In großen epidemiologischen Studien (Braun-Fahrländer und Von Mutius, 2010) wurde bereits gezeigt, dass der Verzehr von Rohmilch bei Kleinkindern nicht nur zu einer Verringerung von Asthma und Allergien, sondern sogar zu einer Verringerung von Mittelohrentzündungen führte (Loss et al., 2014). In anderen Studien wurde fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut mit einem geringeren Anteil von Asthma und Allergien bei Kindern in Verbindung gebracht (Alm et al., 1999).
Was, wie und wann etwas aus solchen Lebensmitteln eine präventive Wirkung hat, ist daher von großer Bedeutung zu verstehen. Wie können solche Lebensmittel Teil der täglichen Ernährung werden? Wie können Lebensmittel zur Medizin werden? Die Ähnlichkeit von Brottrunk® mit Rohmilchkefir, Joghurt und Sauerkraut besteht zumindest in der Anwesenheit von milchsäurebildenden Bakterien und deren Stoffwechselprodukten im Produkt. Bakterien und deren postbiotischen Produkte, die wir offensichtlich in unserem täglichen Leben brauchen und die zunehmend aus unserem Leben verschwunden sind.
Die Informationen in diesem Beitrag basieren auf: R. Grossart-Maticek (1990). Häufigkeit von Grippe und Erkältungskrankheiten bei Einnahme eines milchsäurehaltigen Getränkes. In: Erfahrungsheilkunde, Karl Haug Verlag. Heft 6, 386-390.
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