Für die Forschung im Bereich der Lebensmittelallergien wir nicht nur nach Zellkulturen geschaut und komplexe Inhaltsstoffe gemessen, sondern auch Tiere zu Forschungszwecken verwendet. Es wird dann von Tiermodellen gesprochen, z.B. murine Modelle, dabei geht man von Nagetieren so wie Ratten und Mäusen aus. Diese Tiere sind leicht zu züchten und es ist mittlerweile möglich um bei diesen Tieren allergische und asthmatischen Reaktionen hervorzurufen, die vergleichbar sind mit den Reaktionen von jungen Kindern.
An der Universität Utrecht wurden solche Mäuse verwendet um Milch zu testen. Die Milch stammte von einem deutschen biologisch-dynamischen Milchviehbetrieb, der Vorzugsmilch (raw) liefert. Diese Milch wurde mit konventioneller Milch aus dem Tetrapak (shop) verglichen. Außerdem wurde für den Versuch die Milch einmal auf 80°C erhitzt (raw-80). Um die Mäuse anfällig für Milch zu machen, wurden den Mäusen zeitgleich mit der Milchgabe fünf Wochen lang mit Choleratoxin behandelt. Neben diesen drei Gruppen gab es noch zwei Kotrollgruppen. Eine negative, die keine Milch gefüttert bekam (nul) und eine Gruppe, die nur mit einem Mix aus Kasein/Molke-Eiweiß (pos) gefüttert wurde.
Aus hervorgehenden Untersuchungen war deutlich geworden, dass dieser Kasein/Molke-Komplex bei Mäusen eine allergische Reaktion hervorruft, wie sie auch bei Kindern mit Milchunverträglichkeit auftritt. Am Ende der fünfwöchigen Perioden wurden allen fünf Gruppen dieser Kasein/Molke-Komplex gefüttert und die folgenden allergischen Reaktionen gemessen:
- Gab es einen anaphylaktischen Schock? Als Folge einer allergischen Reaktion.
- Gab es eine Abnahme der Temperatur? Als Begleiterscheinung einer allergische Reaktion.
- Sind Reaktionen auf der Haut zu erkennen? Als Zeichen dafür, dass unter der Haut eine direkte Reaktion stattgefunden hat und sichtbar wird durch „Bläschenformung“.
Die Mäuse, die mit der erhitzten Vorzugsmilch (raw-80) gefüttert worden sind und die, die shop-Milch bekommen haben, wiesen die gleichen Ergebnisse vor wie die Mäuse der positiven Kontrollgruppe. Das bedeutet, dass bei ihnen fast alle Symptome einer allergischen Reaktion auftraten. Die nicht erhitzte Vorzugsmilch (raw) konnte gleich gesetzt werden mit der negativen Kontrollgruppe, der Gruppe Mäuse die keine allergische Reaktion bekommen konnten. Im Blut konnten fast keine IgE-Antistoffe gefunden werden, was ein Zeichen dafür ist, dass nicht zu einer allergischen Reaktion gekommen ist. Dieser Versuch macht deutlich, dass die allergische Reaktion in erster Linie durch Erhitzung von Milch hervorgerufen wird.
Die Studie wurde als Abstract 297 in der Zeitschrift Allergy veröffentlicht. Es betrifft einem Symposium mit dem Titel: from mice to men. Es ist erschienen als ‘Special Issue’: Abstracts from the European Academy of Allergy and Clinical Immunology Congress, 11–15 June 2016, Vienna, Austria: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/all.12972/abstract
Foto: auch in Kanada wird Vorzugsmilch produziert: Michael Schmidt, Ontario